TÄTOWIERUNG UND ARBEITSKULTUR

Mit dem neuen Jahr kommt eine Zeit, in der wir über neue Herausforderungen nachdenken. Wir wollen etwas verändern in unserem Privatleben oder in unserer beruflichen Laufbahn. Obwohl diese beiden Sphären getrennt bleiben sollten, kommt es immer häufiger vor, dass wir unsere privaten Lebensentscheidungen von unserem Beruf abhängig machen. Sind wir dazu verdammt, die "Arbeitskultur" zuzulassen (Hustle Culture) unseren Lebensstil und unsere persönlichen Entscheidungen bestimmen, zum Beispiel in Bezug auf unser Aussehen? Was ist das für eine Akzeptanz von Tätowierungen am Arbeitsplatz?
 

Ersuchen um Hilfe
M.W.: Ihr betreibt eine Facebook-Seite, die fast eine halbe Million Mitglieder hat. Wie oft erhaltet ihr Nachrichten mit Fragen oder Bitten um Hilfe von eure Fans auf eurer Fanpage "Ich bin für die Akzeptanz von Tattoos am Arbeitsplatz"?

Hallo zusammen! Wir erhalten praktisch jeden Tag Dutzende von Nachrichten und Fragen, obwohl es Zeiten gab, in denen wir sogar einige Hundert hatten. Wir versuchen immer, sie zu beantworten oder Fans zu ermutigen, unserer Facebook-Gruppe "Łączy nas Tatatuaż" ("Tattoo verbindet uns") beizutreten, in der eine ganze Reihe tätowierter Menschen jedem, der nach Antworten sucht, gerne helfen. Wir helfen nicht beruflich; für uns war es immer eine Leidenschaft und ein Wunsch zu zeigen, dass Menschen mit Tätowierungen nicht minderwertig sind. Viele von ihnen tragen wahre Kunstwerke auf ihrer Haut! 
 

M.W.: Kann eine Tätowierung an einer sichtbaren Körperstelle wirklich die Entscheidung über die Einstellung eines Mitarbeiters beeinflussen?

Eindeutig ja! Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass manche Arbeitgeber, wenn sie eine Tätowierung sehen, anders auf die Person zugehen - fast automatisch sinken die Einstellungschancen. Glücklicherweise ist dies nicht überall der Fall, und viele Menschen ändern mit der Zeit ihre Denkweise und vertrauen auf die Kompetenz einer Person.

M.W.: Merkt ihr, dass sich in unserem Land in dieser Hinsicht etwas zu ändern beginnt?

Als wir die Fanpage im Jahr 2014 einrichteten, waren wir entsetzt über das, was wir in Fan-Nachrichten erhielten und was wir im Internet sahen. Heute gibt es glücklicherweise im Vergleich zu den Vorjahren deutliche Fortschritte. Immer häufiger stoßen Tätowierungen auf Akzeptanz und wecken sogar das Interesse der anderen. Leider hält die überwiegende Mehrheit der Polen nach unseren Beobachtungen Tätowierungen immer noch für "ein Symbol des Satans". Sie assoziieren sie auch mit Gefängnisaufenthalten oder anderen unglaublichen Dingen...
 

M.W.: Was besagt das Arbeitsgesetzbuch über das Tätowieren, wenn überhaupt? Sind wir in irgendeiner Weise vor Diskriminierung geschützt?

Leider wird die Tätowierung nicht erwähnt. Nach demselben Gesetzbuch ist jedoch jede - unmittelbare oder mittelbare - Diskriminierung in der Beschäftigung, insbesondere aufgrund des Geschlechts, des Alters, einer Behinderung, der Rasse, der Religion, der Nationalität, der politischen Meinung, der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, der ethnischen Herkunft, der Religion, der sexuellen Ausrichtung sowie aufgrund einer befristeten oder unbefristeten Beschäftigung oder einer Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, inakzeptabel (Artikel 113 des Arbeitsgesetzes).

Wir erhalten viele Signale, dass einige Unternehmen oder Institutionen eine versteckte "Anti-Tattoo"-Politik betreiben. Die Arbeitgeber zögern, zu erwähnen, ob Tätowierungen im Einstellungsverfahren relevant sind und wie dies von ihnen geregelt wird.
 

M.W.: Wo können wir uns melden, wenn wir Opfer von Diskriminierung aufgrund unserer Modifikationen werden?

Das Wichtigste ist, nicht zu schweigen! Wir helfen euch gern dabei, den Fall in den sozialen Medien bekannt zu machen. Unter unseren Fans gibt es eine ganze Reihe von Rechtsexperten, die gerne helfen, wenn jemand in Not ist. Wenn es um einem anderen Diskriminierung geht, ist es eine gute Idee, dies dem Vorgesetzten zu melden, damit er angemessen reagieren kann. Jeder von uns hat Respekt verdient. Denken wir daran, dass es vor allem auf unsere Kompetenz ankommt, nicht auf unser Aussehen oder darauf, ob unser Körper mit Tinte bedeckt ist.

Seid ihr dafür, dass Tätowierungen am Arbeitsplatz akzeptiert werden? Wir ermutigen euch, einer Gruppe von Menschen beizutreten, die sich gegenseitig unterstützen und ihre Leidenschaft für Tattoos online teilen. Man weiß nie, wann man Hilfe oder Unterstützung von anderen tätowierten Menschen braucht. Und wenn ihr eure Faszination für die Kunst des permanenten Körperschmucks noch unterstreichen wollt - schaut mal, was ihr im Online-Shop der Gründer der Fanpage findet!